Ein gesundheitspolitisches Armutszeugnis

[Pressemitteilung des akzept e.V. vom 23. Februar 2008]

Maßlose Enttäuschung über das schrittweise AUS der Heroinbehandlung.

Mit der Einstellung der Bundesförderung für jene Städte die an der Modellstudie zur Heroingestützten Behandlung teilnehmen sowie der bundespolitischen Tatenlosigkeit wird die Chance für eine moderne zukunftsorientierte Drogenpolitik vertan, so Prof. Dr. Heino Stöver, Vorsitzender des Bundesverbandes für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, akzept e.V.

In mehrfacher Hinsicht ist der Verlauf der Diskussionen und Handlungen auf politischer Ebene ein Armutszeugnis.
  • Ein gesundheits- und sozialpolitisches Armutszeugnis, da die Erfolge die mit der
    heroingestützten Behandlung erzielt wurden, fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden.
    Stattdessen müssen die Patienten wieder mit jenem Medikament behandelt werden
    (z.B.Methadon), das in der Vergangenheit nicht die beabsichtigten Erfolge erzielte.
  • Ein ethisches Armutszeugnis, da man Menschen das Medikament vorenthält das für
    viele lebenswichtig ist und sie in eine Zukunft entlässt, die bisher durch Illegalität,
    gesundheitliche Gefährdung und gesellschaftliche Ausgrenzung gekennzeichnet war.
  • Ein ökonomisches Armutszeugnis, da ein teures aber wirksames Medikament dauerhaft
    verwährt wird und stattdessen wesentliche höhere Kosten durch Beschaffungskriminalität,
    HIV und Hepatitis-Infektionen, Krankenhaus und Gefängnisaufenthalte zu
    erwarten sind.
Selten stieß eine neue Behandlungsform für Drogenkonsumenten auf ein solch einhellig positives Votum. Es stimmt uns als Wissenschaftler, MitarbeiterInnen aus AIDS-und Drogenhilfen, Ärzte, Selbsthilfeaktivisten, Eltern- und Angehörige sowie Drogenkonsumenten nachdenklich, dass das Schicksal vieler zehntausend Heroinkonsumenten nicht wichtig genug erscheint, um Fachlichkeit und Menschenwürde Vorrang vor Ideologie und Ignoranz zu geben Ohne die Förderung des Bundes bzw. die Übernahme der Behandlungskosten durch die Krankenkassen werden die Städte mittelfristig die Kosten dieser Behandlung nicht alleine tragen können und die Projekte nach und nach einstellen. Für jene, die vielfach zum ersten Mal eine erfolgreiche Behandlung erfahren haben ist diese Vorstellung das reinste Horrorszenario, so Urs Köthner Vorstand von akzept.

Noch ist die Tür für die Fortsetzung der heroingestützten Behandlung und die Zulassung von Heroin als verschreibbare Substanz noch nicht gänzlich zugeschlagen. Aber die Zeit der guten Worte ist nun vorbei, es gilt öffentlichen Druck zu erzeugen, z.B im Rahmen der Frankfurter Drogenkonferenz, durch öffentliche Kundgebungen, durch Stellungnahmen der Fachverbände der Sucht,-Drogen und AIDS Hilfe, denn hier geht es um Menschenleben.

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