Blutvergiftungen durch gestrecktes Cannabis in Leipzig - Bundesdrogenbeauftragte Bätzing trägt Mitschuld

[Pressemitteilung des DHV vom 07. November 2007]

Der Deutsche Hanf Verband (DHV) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bundesdrogenbeauftragte Bätzing, nachdem gestern bekannt geworden war, dass in Leipzig mit Blei versetzte Cannabisprodukte aufgetaucht waren.

Die Stadtverwaltung Leipzig gab am Dienstag eine erste Warnmeldung heraus und berichtete von mehreren schweren Blutvergiftungen und einer Einweisung auf die Intensivstation. Alle Fälle waren auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen, das mit Blei gestreckt war. Näheres wird heute in einer Pressekonferenz der Stadt Leipzig bekannt gegeben.

Der DHV beobachtet schon seit Sommer letzten Jahres eine dramatische Zunahme von Streckmitteln in Cannabisprodukten, insbesondere in Marihuana. Talkum, Zucker, Sand, Glas und Flüssigplastik sind nur einige der Streckstoffe, von denen der Verband berichtet. "Nach unseren Erkenntnissen ist mittlerweile ein Großteil des Cannabismarktes in Europa verseucht", so Verbandssprecher Georg Wurth.

Im Januar diesen Jahres alarmierte der Verband die Bundesdrogenbeauftragte Bätzing, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) und die drogen- und gesundheitspolitischen Sprecher der Parteien im Bundestag. Fast 1.000 Menschen schlossen sich den Forderungen des DHV an, die Streckmittel und deren Auswirkungen auf die Gesundheit genau zu analysieren und den Konsumenten eine Möglichkeit zu geben, selbst verdächtige Proben untersuchen zu lassen. Darüber hinaus sollte der Anbau weniger Hanfpflanzen zur Deckung des privaten Konsums erlaub werden, damit sich die Konsumenten vom Schwarzmarkt abkoppeln können.

Aus dem Büro der Drogenbeauftragten hieß es am Telefon, beim BKA habe man keine Erkenntnisse über gestrecktes Gras, also gehe man davon aus, dass das Problem nicht relevant sei. Dabei hatte das BKA dem Hanfverband schon im Juni 2004 mitgeteilt, dass es bei Cannabisproben grundsätzlich keine Prüfung auf Streckmittel vornehme. Kein Wunder also, dass keine Erkenntnisse vorlagen. Als im Mai immer noch keine offizielle Stellungnahme von Frau Bätzing vorlag, schrieb Wurth ihr am 23.05. erneut einen Brief und warnte unter anderem: "Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass auch in Deutschland Hanfkonsumenten wegen Streckmitteln in Krankenhäusern landen!" Diese Befürchtung ist nun in Leipzig traurige Gewissheit geworden.

In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zog sich die Bundesregierung im Juni auf die Position zurück, dass Cannabis sowieso gefährlich sei. Warnungen vor Verunreinigungen, wie sie z.B. das englische Gesundheitsministerium herausgegeben hatte, seinen deshalb als schädliche Konsumentenberatung zu betrachten und würden den normalen Cannabiskonsum verharmlosen.

Erst nachdem der DHV bei Gesundheitsministerin Schmidt gegen diese ignorante Haltung protestierte, erschien auf der Homepage der Drogenbeauftragten ein winziger Hinweis auf Streckmittel in Cannabisprodukten.

DHV-Sprecher Wurth macht die Drogenbeauftragte mitverantwortlich für die jetzt in Leipzig aufgetretenen Blutvergiftungen. "Wenn die Drogenbeauftragte schnell und konsequent auf unsere Hinweise reagiert hätte, hätten die Vergiftungen in Leipzig vermutlich verhindert werden können. Eine massive öffentliche Warnung vor Streckmitteln wäre notwendig gewesen. Bätzing hat als Drogenbeauftragte versagt. Sie ist in ihrer Position auch für die vier Millionen Cannabiskonsumenten in Deutschland zuständig. Natürlich ist Cannabis nicht harmlos. Die üblichen Risiken der Droge betreffen aber einen relativ kleinen Teil der Konsumenten, die Streckmittel sind eine Gefahr für alle!"

Wurth plädiert auch im Hinblick auf skrupellose Dealer, die Cannabis mit gefährlichen Stoffen strecken, für eine Legalisierung: "Die beste Strategie gegen die Streckmittelseuche wäre eine Regulierung und Überwachung des Cannabismarktes unter legalen Bedingungen. Den Handel einem Schwarzmarkt zu überlassen, bringt mehr Risiken als Nutzen."

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