Demokraten im Rausch
[Neues Deutschland, 12. November 2004]
Julia Bonk gab ein gutes Bild ab während der ersten Sitzung des sächsischen Landtags. Die 18-jährige PDS-Abgeordnete trug, von ihrer Fraktion ins Präsidium entsandt, ein T-Shirt mit dem Spruch »Schöner leben ohne Nazis«. Für die NPD gibt Bonk seither ein famoses Feindbild ab. Nun widmeten ihr die Rechtsextremen sogar die erste von ihnen beantragte Aktuelle Stunde, Thema: »Schöner leben ohne Drogen«. Und das alles, weil die Jungpolitikerin gegenüber dem »Focus« allzu freimütig über die Forderung nicht nur der PDS-Jugend nach einer Entkriminalisierung des Drogenkonsums geplaudert hatte.
Der Artikel, in dem von einer Drogenfreigabe schon ab 14 zu lesen war und das missglückte Bild verwendet wurde, wonach Menschen auch selbst entscheiden könnten, ob sie von einer Brücke springen, lieferte der Saubermann-Partei NPD die Gelegenheit für eine Retourkutsche. »Drogenverharmloser«, eiferte deren Abgeordneter Jürgen Gansel, seien
nämlich auch »Volkszerstörer«. Als förderlich für den Populismus von Rechtsaußen erwies sich der Umstand, dass eine sachliche Debatte über die Legalisierung von Drogen auch in anderen Parteien unmöglich scheint. Zwar räumte Bonk in ihrer souveränen Rede ein, bei Jugendlichen müsse Aufklärung Vorrang haben; zudem wolle sie künftig »geeignetere Beispiele finden«. Und PDS-Fraktionschef Peter Porsch suchte die »scheinheilige« Unterscheidung etwa zwischen legalem Schnaps und illegalem Cannabis aufzuspießen.
Doch die Meinungen sind »gefestigt«. Also bemühte CDU-Mann Heinz Eggert den Züricher Drogenstrich, wollte aber von den Schnapsleichen im Rinnstein nichts hören. Eine Fraktionskollegin sprach unter NPD-Beifall von einer »Faschingsdebatte«, ohne zu erwähnen, dass auch der Karneval eine Hochzeit für Drogen ist – freilich eher für den Alkohol.
Wer die Debatte angestoßen hatte und mit welchem Ziel, daran erinnerte zwischenzeitlich die Bündnisgrüne Astrid Günther-Schmidt. Ihr seien, sagte sie, »100 bekiffte Demokraten allemal lieber als ein besoffener Nazi«.
Hendrik Lasch
Julia Bonk gab ein gutes Bild ab während der ersten Sitzung des sächsischen Landtags. Die 18-jährige PDS-Abgeordnete trug, von ihrer Fraktion ins Präsidium entsandt, ein T-Shirt mit dem Spruch »Schöner leben ohne Nazis«. Für die NPD gibt Bonk seither ein famoses Feindbild ab. Nun widmeten ihr die Rechtsextremen sogar die erste von ihnen beantragte Aktuelle Stunde, Thema: »Schöner leben ohne Drogen«. Und das alles, weil die Jungpolitikerin gegenüber dem »Focus« allzu freimütig über die Forderung nicht nur der PDS-Jugend nach einer Entkriminalisierung des Drogenkonsums geplaudert hatte.
Der Artikel, in dem von einer Drogenfreigabe schon ab 14 zu lesen war und das missglückte Bild verwendet wurde, wonach Menschen auch selbst entscheiden könnten, ob sie von einer Brücke springen, lieferte der Saubermann-Partei NPD die Gelegenheit für eine Retourkutsche. »Drogenverharmloser«, eiferte deren Abgeordneter Jürgen Gansel, seien
nämlich auch »Volkszerstörer«. Als förderlich für den Populismus von Rechtsaußen erwies sich der Umstand, dass eine sachliche Debatte über die Legalisierung von Drogen auch in anderen Parteien unmöglich scheint. Zwar räumte Bonk in ihrer souveränen Rede ein, bei Jugendlichen müsse Aufklärung Vorrang haben; zudem wolle sie künftig »geeignetere Beispiele finden«. Und PDS-Fraktionschef Peter Porsch suchte die »scheinheilige« Unterscheidung etwa zwischen legalem Schnaps und illegalem Cannabis aufzuspießen.
Doch die Meinungen sind »gefestigt«. Also bemühte CDU-Mann Heinz Eggert den Züricher Drogenstrich, wollte aber von den Schnapsleichen im Rinnstein nichts hören. Eine Fraktionskollegin sprach unter NPD-Beifall von einer »Faschingsdebatte«, ohne zu erwähnen, dass auch der Karneval eine Hochzeit für Drogen ist – freilich eher für den Alkohol.
Wer die Debatte angestoßen hatte und mit welchem Ziel, daran erinnerte zwischenzeitlich die Bündnisgrüne Astrid Günther-Schmidt. Ihr seien, sagte sie, »100 bekiffte Demokraten allemal lieber als ein besoffener Nazi«.
Hendrik Lasch
darkrond - 12. Nov, 19:49
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