Carsten Labudda: Hanf muss wieder heimisch werden!
[Rede von auf der Kundgebung der Grünen Hilfe anlässlich des Million Marihuana March am 03. Mai 2003 in Lauterbach/Hessen]
Die Geschichte spielt vor nicht mal 80 Jahren, einer historisch gesehen ja sehr kurzen Zeitspanne. Damals gab es überall in Deutschland Hanf-Felder. Insbesondere im Badischen und im Märkischen war Hanf eine weit verbreitete Kulturpflanze. Und selbst in Bayern - das glaubt man ja heute kaum – wurde der Hanf angebaut.
Da ging am Morgen der Bauer auf sein Feld und hegte und pflegte seine Pflanzen. Und zum Erntedankfest brachte er sein Hanf dann zur nächst gelegenen Papiermühle, wo dann Papier draus gemacht wurde. Das war schon zu Gutenbergs Zeiten so. Die berühmte Gutenberg-Bibel wäre auch längst zerfallen, wenn sie nicht aus Hanf-Papier gemacht wäre, denn Hanf-Papier hält viel länger als das heute übliche Holz-Papier. Ja, auch die Herren Washington und Jefferson wussten Hanf zu schätzen, weshalb sie die Unabhängigkeits-Erklärung der USA auf Hanf-Papier niederschrieben.
Wenn der Hanf-Bauer nicht zur Papiermühle ging, dann brachte er seinen Hanf auch gern zum nächsten Weber, der Stoffe aller Art daraus fertigte. Ob Uniformen, Alltags-Kleidung, Decken, oder Seile - alles Textile, das robust sein und lange halten sollte, wurde damals aus Hanf gefertigt.
Und am Abend, wenn der Bauer von seiner schweren Feld-Arbeit nach Hause kam, dann nahm er die Blüten des Hanfes und mischte sie mit Tabak. Das Gemisch nannte er dann Knaster und rauchte es zur Entspannung am Abend. Und niemand störte sich daran, denn es war die normalste Sache der Welt.
Dann muss aber was passiert sein. denn wie konnte sich die Einstellung zum Hanf in so kurzer Zeit so grundlegend wandeln?
Dazu möchte ich ein paar Herren vorstellen, denen das mit dem Hanf doch sehr gegen den Strich ging. Einer dieser Herren hieß Hearst. Der Herr Hearst besaß ein großes Holz-Imperium. Wer von ihnen, liebe Lauterbacher, schon mal im Schwarzwald war, hat sicherlich schon bemerkt, dass zur Holz-Gewinnung ganz schön große Investitionen nötig sind. Da müssen große Wälder gepflanzt werden, nach vielen Jahren müssen die Bäume dann abgeholzt werden. Und mit großen und teuren Maschinen (oder viel menschlicher Arbeit) wird das Holz dann zum Sägewerk verfrachtet und so weiter. Nun, der Herr Hearst hatte also so ein Holz-Imperium. Und der Herr Hearst musste erfahren, dass Hanf einen bis zu fünf Mal höheren Ertrag an Papier mit sich brachte. Und er bekam Angst, dass die vielen kleinen Hanf-Bauern sich vielleicht zu größeren Betrieben zusammenschließen könnten. Dann wären seine Investitionen in Gefahr geraten, und das wollte der Herr Hearst ja nicht.
Der Herr Hearst hatte auch einen Freund, der hieß Mellon. Der Herr Mellon war auch reich. Er hatte große Anteile an der Firma Du Pont. Das ist ein Pharma-Konzern. Tja, und auch der Herr Mellon stellte fest, dass die Menschen viele seiner Arzneimittel gar nicht teuer in der Apotheke kaufen müssen, wenn sie das alte Hausmittelchen Hanf einfach in ihrem Garten anbauten. Das fand der Herr Mellon denn auch wenig erbaulich, denn seine Firma sollte ja möglichst viel Gewinn abwerfen.
Da kam ihm gelegen, dass er einen Neffen hatte. Der hieß Harry Jacob Anslinger. Und der Herr Anslinger war damals Drogenbeauftragter der Vereinigten Staaten. Wie es dann in der Familie vor sich ging, können wir nur spekulieren. Aber ich kann es mir ganz lebhaft ausmalen, wie die Herren Hearst und Mellon mit dem Herrn Anslinger bei Kaffee und Kuchen saßen und meinten: "Du, Harry, wir haben ein Problem mit dem Hanf. Kannst Du nicht was für uns tun?" Und der Herr Anslinger wird sich sicherlich gefreut haben, denn er hatte zur Eindämmung des Opiat-Konsums ein Netz von über 6.000 Agenten aufgebaut und das Opiat-Problem war damals weitestgehend keines mehr. Wie sollte er da beim Kongress wieder so hohe Budgets bewilligt bekommen? So startete der Herr Anslinger (unterstützt von seinem Onkel und dessen Freund) eine riesige Kampagne, in der er den Menschen erzählte, was der Hanf alles anrichten könne. Und weil das englische Wort "Hemp" zu harmlos klingt, verwendete er von da ab immer die spanische Übersetzung "Marijuana". Das klang fremdartig, und wir wissen ja auch im heutigen Deutschland, dass die Angst vor dem Fremden leider noch immer vielerorts ein großes Problem ist...
Nun ja, so habe ich ihnen von der ökonomischen Seite des Hanf-Verbotes erzählt. Es ging ganz offensichtlich um Geld. Um Geld dreht's sich ja irgendwie immer.
Und deshalb denke ich, sollten wir, die wir Hanf endlich wieder zur Legalität verhelfen wollen, uns heute auch verstärkt der ökonomischen Seite zuwenden. In Ansätzen gibt es ja mittlerweile auch in Deutschland eine Hanf-Wirtschaft mit Grow-Shops, Hanf-Zeitungen, Bekleidungs- und Kosmetik-Firmen, die Produkte auf Hanf-Basis vertreiben. Und diese Firmen bringen schon heute Arbeitsplätze, die Menschen zu Steuerzahlern machen und selbst Steuern zahlen. Hier muss sich aus meiner Sicht eine Lobby entwickeln, und der Deutsche Hanf Verband ist dafür ein erster Ansatz.
Zudem sollten wir mal vorrechnen, was eine Wieder-Freigabe des Hanfes noch alles bringen kann. Erst eine Legalisierung gibt dem Staat nämlich die Möglichkeit, auf Hanf Steuern zu erheben, so, wie er es heute auch bei Tabak und Alkohol tut. Ökonomen haben Steuer-Mehreinnahmen von bis zu 2,3 Milliarden Euro errechnet, die dem Herrn Eichel sicherlich weiterhelfen würden. Ja, selbst die FDP müsste doch für eine solche wirtschaftsfreundliche Maßnahme zu haben sein, denkt ihr nicht?
Ja, und damit auch die vielen Bauern endlich abends wieder gemütlich ihren Knaster rauchen können, ohne Angst vor der Polizei haben zu müssen, auch deshalb stehe ich hier. Deshalb bringt sich auch die PDS-Jugend ['solid] ein, damit wir alle gemeinsam endlich wieder zu unserem Recht kommen. Denn Hanf muss wieder heimisch werden.
Dankeschön.
Liebe Lauterbacherinnen und Lauterbacher,
Am heutigen Tag findet in hunderten Orten weltweit der Million Marihuana March statt. Auch hier im schönen Hessen wollen wir uns für die Wieder-Freigabe des Hanfes einsetzen. Aus diesem Grund möchte ich ihnen gern eine kleine Geschichte erzählen.Die Geschichte spielt vor nicht mal 80 Jahren, einer historisch gesehen ja sehr kurzen Zeitspanne. Damals gab es überall in Deutschland Hanf-Felder. Insbesondere im Badischen und im Märkischen war Hanf eine weit verbreitete Kulturpflanze. Und selbst in Bayern - das glaubt man ja heute kaum – wurde der Hanf angebaut.
Da ging am Morgen der Bauer auf sein Feld und hegte und pflegte seine Pflanzen. Und zum Erntedankfest brachte er sein Hanf dann zur nächst gelegenen Papiermühle, wo dann Papier draus gemacht wurde. Das war schon zu Gutenbergs Zeiten so. Die berühmte Gutenberg-Bibel wäre auch längst zerfallen, wenn sie nicht aus Hanf-Papier gemacht wäre, denn Hanf-Papier hält viel länger als das heute übliche Holz-Papier. Ja, auch die Herren Washington und Jefferson wussten Hanf zu schätzen, weshalb sie die Unabhängigkeits-Erklärung der USA auf Hanf-Papier niederschrieben.
Wenn der Hanf-Bauer nicht zur Papiermühle ging, dann brachte er seinen Hanf auch gern zum nächsten Weber, der Stoffe aller Art daraus fertigte. Ob Uniformen, Alltags-Kleidung, Decken, oder Seile - alles Textile, das robust sein und lange halten sollte, wurde damals aus Hanf gefertigt.
Und am Abend, wenn der Bauer von seiner schweren Feld-Arbeit nach Hause kam, dann nahm er die Blüten des Hanfes und mischte sie mit Tabak. Das Gemisch nannte er dann Knaster und rauchte es zur Entspannung am Abend. Und niemand störte sich daran, denn es war die normalste Sache der Welt.
Dann muss aber was passiert sein. denn wie konnte sich die Einstellung zum Hanf in so kurzer Zeit so grundlegend wandeln?
Dazu möchte ich ein paar Herren vorstellen, denen das mit dem Hanf doch sehr gegen den Strich ging. Einer dieser Herren hieß Hearst. Der Herr Hearst besaß ein großes Holz-Imperium. Wer von ihnen, liebe Lauterbacher, schon mal im Schwarzwald war, hat sicherlich schon bemerkt, dass zur Holz-Gewinnung ganz schön große Investitionen nötig sind. Da müssen große Wälder gepflanzt werden, nach vielen Jahren müssen die Bäume dann abgeholzt werden. Und mit großen und teuren Maschinen (oder viel menschlicher Arbeit) wird das Holz dann zum Sägewerk verfrachtet und so weiter. Nun, der Herr Hearst hatte also so ein Holz-Imperium. Und der Herr Hearst musste erfahren, dass Hanf einen bis zu fünf Mal höheren Ertrag an Papier mit sich brachte. Und er bekam Angst, dass die vielen kleinen Hanf-Bauern sich vielleicht zu größeren Betrieben zusammenschließen könnten. Dann wären seine Investitionen in Gefahr geraten, und das wollte der Herr Hearst ja nicht.
Der Herr Hearst hatte auch einen Freund, der hieß Mellon. Der Herr Mellon war auch reich. Er hatte große Anteile an der Firma Du Pont. Das ist ein Pharma-Konzern. Tja, und auch der Herr Mellon stellte fest, dass die Menschen viele seiner Arzneimittel gar nicht teuer in der Apotheke kaufen müssen, wenn sie das alte Hausmittelchen Hanf einfach in ihrem Garten anbauten. Das fand der Herr Mellon denn auch wenig erbaulich, denn seine Firma sollte ja möglichst viel Gewinn abwerfen.
Da kam ihm gelegen, dass er einen Neffen hatte. Der hieß Harry Jacob Anslinger. Und der Herr Anslinger war damals Drogenbeauftragter der Vereinigten Staaten. Wie es dann in der Familie vor sich ging, können wir nur spekulieren. Aber ich kann es mir ganz lebhaft ausmalen, wie die Herren Hearst und Mellon mit dem Herrn Anslinger bei Kaffee und Kuchen saßen und meinten: "Du, Harry, wir haben ein Problem mit dem Hanf. Kannst Du nicht was für uns tun?" Und der Herr Anslinger wird sich sicherlich gefreut haben, denn er hatte zur Eindämmung des Opiat-Konsums ein Netz von über 6.000 Agenten aufgebaut und das Opiat-Problem war damals weitestgehend keines mehr. Wie sollte er da beim Kongress wieder so hohe Budgets bewilligt bekommen? So startete der Herr Anslinger (unterstützt von seinem Onkel und dessen Freund) eine riesige Kampagne, in der er den Menschen erzählte, was der Hanf alles anrichten könne. Und weil das englische Wort "Hemp" zu harmlos klingt, verwendete er von da ab immer die spanische Übersetzung "Marijuana". Das klang fremdartig, und wir wissen ja auch im heutigen Deutschland, dass die Angst vor dem Fremden leider noch immer vielerorts ein großes Problem ist...
Nun ja, so habe ich ihnen von der ökonomischen Seite des Hanf-Verbotes erzählt. Es ging ganz offensichtlich um Geld. Um Geld dreht's sich ja irgendwie immer.
Und deshalb denke ich, sollten wir, die wir Hanf endlich wieder zur Legalität verhelfen wollen, uns heute auch verstärkt der ökonomischen Seite zuwenden. In Ansätzen gibt es ja mittlerweile auch in Deutschland eine Hanf-Wirtschaft mit Grow-Shops, Hanf-Zeitungen, Bekleidungs- und Kosmetik-Firmen, die Produkte auf Hanf-Basis vertreiben. Und diese Firmen bringen schon heute Arbeitsplätze, die Menschen zu Steuerzahlern machen und selbst Steuern zahlen. Hier muss sich aus meiner Sicht eine Lobby entwickeln, und der Deutsche Hanf Verband ist dafür ein erster Ansatz.
Zudem sollten wir mal vorrechnen, was eine Wieder-Freigabe des Hanfes noch alles bringen kann. Erst eine Legalisierung gibt dem Staat nämlich die Möglichkeit, auf Hanf Steuern zu erheben, so, wie er es heute auch bei Tabak und Alkohol tut. Ökonomen haben Steuer-Mehreinnahmen von bis zu 2,3 Milliarden Euro errechnet, die dem Herrn Eichel sicherlich weiterhelfen würden. Ja, selbst die FDP müsste doch für eine solche wirtschaftsfreundliche Maßnahme zu haben sein, denkt ihr nicht?
Ja, und damit auch die vielen Bauern endlich abends wieder gemütlich ihren Knaster rauchen können, ohne Angst vor der Polizei haben zu müssen, auch deshalb stehe ich hier. Deshalb bringt sich auch die PDS-Jugend ['solid] ein, damit wir alle gemeinsam endlich wieder zu unserem Recht kommen. Denn Hanf muss wieder heimisch werden.
Dankeschön.
darkrond - 4. Mai, 14:13
zynismus bringt uns nicht weiter
Es wäre sicherlich hilfreich in einem Artikel oder einer Rede darauf hinzuweisen, dass Anslinger in seiner Lügenpropaganda bewusst rassitische Klischees bemüht, ja dass man ihn durchaus als einen Rechtsextremen bezeichnen kann. Dies fiel seinerzeit freilich nicht so sehr auf in einem Land, welches nur zähneknirschend seine ehemaligen Sklaven in Bürger dritter Klasse verwandelte. Doch gemessen an Anslinger, dass sollte wirklich einmal klar gemacht werden, wirken die radikalsten Köpfe der CSU wie gemäßigte Liberale. Ich halte dies für wesentlich, da dadurch die politische Stoßrichtung dieser Prohibitionspolitik erst richtig deutlich wird.
Darüberhinaus hat die Welt es auch persönlich diesem Anslinger zu verdanken, dass seine reaktionäre, irrationale Phobie vor Cannabis auch im UN - Weltgesundheitsrat (oder wie immer das sich schimpfen mag) durchgeboxt wurde.
Es ist wesentlich der hiesigen Drogenpolitik die braunen Wurzeln vor Augen zu führen, zu zeigen, mit welch miesen Methoden dieser "ehrenwerte Herr" zu Werke ging, um auch nur den Ansatz einer Hoffnung zu haben, dass sich an der gängigen Drogenpolitik etwas ändert.
Hier heißt es aufzuklären und auch den heutigen Gegnern einer Cannabis - Wieder - Legalmachung zu zeigen, wie sehr Sie selbst Opfer der Gehirnwäsche eines durchgeknallten Rechtsextremisten geworden sind, denn vieles, was heute als "wissenschaftlich erwiesen" gilt, ist doch nur die Fortführung einer reaktionären Anslinger - Propaganda.